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Hintergrund

Ursula Margarethe von Haugwitz

Ursula Margarethe von Haugwitz war die Mätresse des sächsischen Kurfürsten Johann Georg III., dem Vater Augusts des Starken. Um der Moral zu genügen, hatte sie einen Oberst namens von Neitschütz (Neithschütz, Neidschütz, Neitschitz) geheiratet, der aber laufend auf „Dienstreisen” geschickt wurde.

Am 8. Februar 1675 gebar Ursula Margarethe dem Kurfürsten eine Tochter unter dem Namen Magdalena Sibylla von Neitschütz. Der Kurfürst hatte zwei legitime Söhne, Johann Georg (* 18. Oktober 1668 in Dresden; † 27. April 1694 in Dresden) und Friedrich August (1670-1733), den späteren August den Starken. Der ältere der Brüder, also der potentielle nächste Kurfürst Johann Georg, verliebte sich in die hübsche Sibylla. Der Vater war aus nahe liegenden Gründen entsetzt, verbannte Sibylla vom Hofe und schickte den Sohn auf eine längere Kavaliersreise. Das aber nützte alles nichts. Als dann 1691 Vater Johann Georg nur 44jährig an der Cholera starb, wurde plötzlich der Liebhaber Sibyllas Kurfürst von Sachsen als Johann Georg IV.

Magdalena Sibylla wurde die erste „offizielle” Mätresse am sächsischen Hof. Das änderte sich auch nicht, als die Kurfürstin-Witwe ihren Sohn Johann Georg zwang, die 6 Jahre ältere verwitwete Markgräfin von Ansbach aus dem Hause Sachsen-Eisenach zu heiraten. Es wurde berichtet, dass die Ermordung der neuen Kurfürstin durch ihren jungen hasserfüllten Ehemann nur der jüngere Bruder Friedrich August durch ein beherztes Eingreifen verhindern konnte, wobei der Unbewaffnete mit der Hand den Degenstoß abwendete, was ihm eine lebenslange leichte Behinderung einbrachte. Wahrscheinlich wusste Johann Georg nichts von der engen Bluts-Verwandtschaft mit Sibylla oder hielt die Hinweise für böswillige Gerüchte, jedenfalls gebar sie ihm 1693 eine Tochter, bei der, sogar das englische Königspaar als Taufpaten fungierte. Johann Georg hatte beim Kaiser erreicht, dass Sibylla zur Reichsgräfin von Rochlitz erhoben wurde. Sie bekam Schloss Pillnitz zum Geschenk. Als sich Bruder Friedrich August gerade beim Karneval in Venedig amüsierte, hatte sich Sibylla die Blattern oder die Pocken zugezogen. Sie starb am 4. April 1694 und kurze Zeit später auch der junge Kurfürst, in dessen Armen sie während ihrer schweren Krankheit gelegen hatte.

Völlig unerwartet war nun der zwei Jahre jüngere Bruder Friedrich August, Kurfürst August I. („der Starke”) geworden.

In einer noch vom Hexenwahn erfüllten Zeit sah das „Volk” in den gehäuften Todesfällen am Hofe ein Zeichen von Schadenszauberei, und die „Hexen” waren Ursula Margarethe und ihre tote Tochter, die Reichsgräfin. August der Starke nutzte die allgemeine Stimmung, um alle Vertrauten seines verstorbenen Bruders zu entfernen. Gegen Ursula Margarethe und ihre Tochter führte er einen damals doch recht ungewöhnlichen Hexenprozess, bei dem auch angeblich gefoltert wurde. August der Starke ließ Ursula Margarethe von Neitschütz, geborene von Haugwitz und Geliebte seines Vaters, nach dem Schuldspruch anderthalb Jahre in einem Dresdner Gefängnis zubringen.

Danach lebte sie in Schloss Gaußig, welches nach dem Tod ihres Mannes an den zweitältesten Sohn Rudolph Heinrich ging. Dort baute sie dann um 1700 das heutige Schloß, wo ihr Mann Rudolph 1703 im Alter von 76 Jahren starb (bestattet in der Kirche Gaußig) und sie selbst am 3. Juli 1713 in ihrem 63. Lebensjahr starb. Sie wurde ebenfalls in der Gaußiger Kirche beigesetzt. Das Epitaph der Familie von Neitschütz befindet sich im Stadtmuseum Bautzen.

Dass sie auf die berüchtigte Festung Stolpen gebracht wurde, ist wohl eine phantasievolle Ausschmückung des zeitgenössischen Schriftstellers Christian Friedrich Hunold (Menantes) in seinem Roman „Der Europäischen Höfe Liebes- und Helden-Geschichte” (Hamburg 1705). Für die Tochter des jung verstorbenen Liebespaares war Friedrich August „ein wohlwollender Vormund”. Er erkannte sie als seine Nichte an, sorgte für eine gute Erziehung, stattete sie mit einer ansehnlichen Mitgift aus und gab sie - ganz im Sinne seiner Großmacht-Konzeption - einem polnischen Grafen zur Frau.

Hermann Carl Graf von Keyserlingk

Dieser war Kollator der Kirche in Gaußig (Kelch und Patene in der Kirche von Gaußig zu sehen) und ist bekannt u.a. durch die Beauftragung der sog. Goldberg Variationen (BWV 988, komponiert von J S Bach und benannt nach Goldberg, seinem Schüler und Hauspianist von Graf Keyserlingk). Goldberg musste diese vorspielen, wenn er an Schlaflosigkeit litt.

Christian Friedrich Schuricht

Westseite des Neuen Palais von Schloss PillnitzSchuricht ist auch bekannt als Erbauer des Neuen Palais in Pillnitz.

Pillnitz: Im Jahr 1818 brannten das alte Renaissance-Schloss und der daneben stehende Venustempel ab. Oberlandbaumeister Christian Friedrich Schuricht schloss diese Lücke in den Jahren 1822/23 mit dem Neuen Palais. Obwohl dieses erst nachträglich zum Bauensemble hinzu kam, wirkt es wie dessen architektonisches Zentrum.

Quellen

Piltz, Georg, August der Starke, Berlin 1986, Wagener, Hans, Der Europäischen Höfe Liebes- und Helden-Geschichte, in: http://www.pierre-marteau.com/library/g-1705-0002.html
Vortrag 1997 in Meißen und Hannover von Michael E. Rodger.
Burkhardt, Felix, Gymnasiale Hausarbeit über August den Starken.
Das Epitaphium Rudolf von Neidschütz (W. v. Boetticher); Deutscher Herold.30(1999)1.39 f. v. Boetticher, Walter, Geschichte des Oberlausitzer Adels II, 242 ff Familiengeschichtliche Blätter X(1912), XI,(1913), XII(1914), XIII(1915)
Heraldische Mitteilungen. Monatsschrift für Wappenkunde, Wappenkunst u. verwandte Gebiete. 36(1927)
Ein Lausitzer Roman aus dem Barock. Gaußiger Erinnerungen an «die alten Neitschütz».
Bautzener Tageblatt, 1943, 6. IV, «Liebeszauber. Eine Geschichte von Arnold Ulich.»
Bautzener Tageblatt, 1939, 31 III. Mitteilungen des Landesvereins Sächs. Heimatschrift XXII (1934),3; XVI (1927)12,162; XXII (1934), 19
Kirchennachrichten Kirchgemeinde Gaußig 1997, Juli/August/September/Oktober
Weber's Archiv für die sächsische Geschichte Band 8, S. 213